18. 10. 2024

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Grün Statt Villa

Unser Land beschäftigt im Moment ein ganz grosses und zentrales Thema; wie viele Menschen erträgt unsere Schweiz? Energieverbrauch, Zusammenleben der verschiedenen Kulturen auf engem Raum oder Zuwanderung sind weitere Unterthemen. Es ist eine Tatsache – egal welche Politik wir vertreten - dass wir alle in Europa [und sogar weltweit] künftig näher rücken müssen. Experten aus Raumplanung und Architektur raten und fordern seit Jahren verdichtetes Bauverhalten. Grössere Städte und Gemeinden haben diese Problematik erkannt und bemühen sich darum, innerhalb der eigenen Grenzen verdichteter zu bauen. Diese Entwicklung nährt aber eine ungesunde Parallelentwicklung: dank unserem föderalistischen System, angetrieben durch den Standort- und Steuerwettbewerb unter den Kantonen und Gemeinden, scheiden immer mehr kleinere Gemeinden ausserhalb der urbanen Zonen, im grossen Masse Grünflächen zu Gunsten der Einfamilienhäuser aus.

Eine multiethnische Gesellschaft ist und war schon immer der Erfolgsfaktor der Schweizer Wirtschaft und Kultur. Wir müssen heute einfach in grösseren Räumen denken und nicht nur wie bis anhin die Unterschiede (wie z.B. zwischen dem Appenzell und dem Welschland) herausstreichen. Das Schweizer Mittelland ist schon lange zu einem suburanen Raum herangewachsen. Nur müssen wir endlich anfangen diesen Raum auch in unseren Köpfen als zusammenhängenden Stadtraum zu denken und zu planen. Nur wenn man bereit ist auf ein eigenes Hüsli mit Garage und Vorgarten zu verzichten schaffen wir es auch diese Problematik nachhaltig zu lösen. Wir brauchen eine Raumplanung die greift.

Durch das Näherrücken aller in der Schweiz lebenden Menschen, gewinnen wir nicht nur auf der Ebene der Erhaltung der nötigen Grünflächen für Menschen, Tier und Natur, sondern auch auf der Integrationsebene. Wo Menschen unterschiedlicher Prägungen näher beisammen sind, muss das Zusammenleben aktiver gestaltet werden. Nur durch aktives Herangehen an die Herausforderung der heutigen pluralisierten Gesellschaft, werden wir längerfristig nachhaltige Lösungen für ein friedliches Zusammenleben entwickeln können. Bei Abstimmungen über gesellschaftspolitische Themen zeigt sich immer wieder, dass Menschen in urbanen Räumen offener und vor allem aktiver der Kreierung neuer Gemeinschaftsmodelle begegnen.

Wir müssen bemüht sein, die erwähnte Parallelentwicklung einzudämmen. Es kann nicht sein, dass wir (egal ob Schweizer oder Zugewanderter (Reicher) zugunsten der Villen und Einfamilienhäuser, immer mehr die auf grünen Wiesen und Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanze verzichten müssen. Eine der möglichen politischen Eingriffe im Kanton Aargau könnte sein: Ärmer werden, Auslagerung der Firmen oder Firmenfilialen in „ärmere“ Länder (damit die Zuwanderung gar nicht stattfinden muss und/oder Anpassung des kantonalen Richtplans, wonach keine neuen Villen und EFH- Zonen ausgeschieden werden dürfen. Der Bund und Kantone können in diesem Sinne Gemeinden auch Anreize für diesen Verzicht anbieten.

Diesen Text habe ich auch im Rahmen eines Postulats im Aargauer Grossrat am 21. Juni eingereicht.

Weiter Infos siehe auch: http://www.studio-basel.com/Publications/Books/Switzerland-An-Urban-Portrait.html